1987 steht nicht für Science Fiction
(Sommer 2005, nach der Aufarbeitung des handschriftlichen Originalmanuskriptes)
sondern für das Schöpfungsjahr des folgenden Textes, geschrieben in einer 4-stündigen Klausur unter hoher nervlicher Anspannung. Das Elemente reifte in diesem vier Stunden (reif: lat. maturus)
Vorgabe - 1987
(Sommer 1987, in damals üblicher Vervielfältigungstechnik gedruckt. Möglicherweise mittels dieser schnüffel-süchtig machenden 'Matrizen'.)
Die "heutige Jugend" zwischen (Über-)Anpassung und
Auflehnung.
Viele Beobachter meinen, es gebe keine Jugendzeit mehr, die Grenzen zu den
Erwachsenen seien nicht mehr auszumachen, die Jugend sei nur mehr angepasst.
Versuche eine Bestandsaufnahme Deiner Generation, gehe den gesellschaftlichen
Bedingungen der Anpassung nach!
Vorwort des Elementes - 2005
(Sommer 2005, nach der Aufarbeitung des handschriftlichen Originalmanuskriptes)
Sehr prophetisch, dass die damals noch Muster-Schülerin ein solches Thema wählte. Das Element aber fragt sich besorgt: Wird diese Jugendarbeit (haha, sehr doppeldeutiges Wort) seinen Ruf beeinträchtigen? Oder war das Element in seiner quasi pränatalen Phase doch schon subversiv?
Elke Stangl* - 1987
(Ende Juni 1987, handschriftlich, blaue Tinte. Tintenkiller nicht erlaubt.)
*) ein damals verwendetes Pseudonym des Elementes
(alte Rechtschreibung, damit der Text wenigstens in sich konsistent ist)
"Revolution, Protest, Sturm und Drang" -
Begriffe, die schnell und spontan mit dem Wort "Jugend" in Verbindung gebracht
werden.
Sind diese "Parolen" nicht längst zu Erinnerungen geworden, Gedanken "unter" dem
sauber gezogenen, bereits ergrauten Scheites des ehemaligen "Achtundsechzigers"?
Berichte von Studentenunruhen, einer über die Landesgrenzen schwappenden Woge
von Auflehnung, einer beispiellosen Aufbruchstimmung - ist das nicht schon
Geschichte für die Teenager der Achtzigerjahre? Soziologen, Intellektuelle,
Kritiker "verleihen" ihnen andere Prädikate:
Die heutige Jugend sei angepaßt, bürgerlich und
desinteressiert, Engagement und Individualismus seien die Ausnahme. In welches
gesellschaftliche "Schlupfloch" ist die frühere Dynamik verschwunden?
Wir sind reich; reich an Konsumgütern und
Freizeit. Wir stecken bis zum Hals in einem Sumpf von Dingen, die wir nicht
brauchen. Wir sind - wie unser Verdauungskanal - überbeansprucht von den
Früchten und Segnungen der Wohlstandgesellschaft. Wir - die "Konsumkinder" -
brauchen uns nicht aufzulehnen, wir HABEN ALLES.
Die Generation, die für Ideelles auf die Barrikaden stieg, hat sich an das
Materielle gewöhnt. Unsere Eltern haben gelernt, im Überfluß zu leben, wir
"Spießer der zweiten Generation" beherrschen dies von Geburt an.
An dieser Stelle wird "Bekanntes" eingeworfen, das Schlagwort "Generationskonflikt" in die Diskussion eingebracht. Wie (wenig) heftig "tobt" jedoch ein Konflikt mit Eltern, die allmählich von Autoritäten zu Partnern werden (wollen)? "Psychologie im Hinterkopf" löst irrational-autoritäre Argumente ab, wie: "Sei nicht wehleidig! Wir im Krieg..." Niemand hat es mehr nötig, behutsam-feinfühlige Eltern zu hassen. Es genügt, ihre Einwände zu ignorieren.
Generell kann es sich der "Modelljugendliche"
des zwanzigsten Jahrhundert - noch - leisten, mit "Egal" abzutun, was ihn
"stört": Politik, Umweltverschmutzung,...
Eine - doch relativ geringe - Zahl von Demonstrierenden, Protestierenden darf
nicht darüber hinwegtäuschen, dass die "brennende" Nähe - "Hautnähe" - zu
gravierenden Problemen fehlt. Meine Generation hat eben wirklich keinen Krieg
miterlebt. (Einen Golfkrieg beispielsweise können wir von der Österreichischen
"Insel der Seligen" aus distanziert betrachten, kommentieren)
Eine Gruppe, die sich aus jenen Gleichgültigen
zusammensetzt, ist auch nicht daran interessiert, sich gegen "feindliche"
Gruppierungen abzugrenzen. Die "Welt der Erwachsenen" gibt es nicht mehr. Der
jugendliche Idealismus, der eine erkaltete Welt zum Glühen bringen sollte,
versickert langsam im kargen Boden der "Einheitsgesellschaft". Wo Opportunismus
zum Götzen gemacht wird, wo "einzelnes" zugunsten eines übermächtigen "MAN"
abgewertet wird, können etwas extremere Ideologien nicht Fuß fassen. In einem
wohltemperierten Gesellschaftsklima schmilzt schneidendes Eis und erlischt
brennendes Feuer.
Schon der Ausdruck "Jugend" selbst wird zu einem "lauen", vagen Begriff:
Geschickte Marketingstrategen machen ihn zu einem "relativierten" Schlagwort:
"Auch mit fünfzig noch jung und topfit..." Eine ganze Gesellschaft ist von
Jugendlichkeit durchtränkt, die Identität der spezifischen Gruppe "Jugendliche"
"zerbröselt" unmerklich.
"Es ist unzulässig, die momentane Situation so einseitig zu betrachten. Die Bereitschaft zu kompromißlosem Handeln, zu eindeutigem "Stellungbeziehen" scheint wieder zuzunehmen. Der Sensible spürt das Brodeln unter der Kruste, der Fassade einer Gesellschaft, die zu lange Wohlstand, Technik und Fortschritt gehuldigt hat."
Ein nur scheinbarer Widerspruch:
"Protest '97" - um dem Phänomen einen Namen zu
geben - wird nicht mehr ausschließlich von Menschen einer Altersklasse getragen,
wird nicht mehr im herkömmlichen Sinne "getragen". Es gibt lediglich
Einzelkämpfer, die sich demonstrativ-öffentlich auflehnen oder
verbal-intellektuell weigern. Belanglos ist, ob sie sich in der Pubertät oder
der "Midlife-Crisis" befinden.
Von Zeit zu Zeit habe ich allerdings das
beängstigende Gefühl, dass der Mensch seine "radikale Sturm- und Drang-Phase
überhaupt in einen späteren Lebensabschnitt "verlegen" wird.
Dass Jugendliche fragen werden: "Wozu auflehnen, wozu handeln,..., wozu
eigentlich LEBEN?". Dass sie als anfängliche Gratwanderer zwischen Anpassung und
Auflehnung abstürzen und vom Netz der Konventionen und Traditionen aufgefangen
werden.
Daß sie aber "in der Mitte ihres Lebens" ihre Pubertät "umso konsequenter"
nachholen und in einem Abbruch von oberflächlich Aufgebautem den Aufbruch in
ein neues, bewußteres, aktiveres Leben sehen werden.
Nachwort von Prof. Peter Rögl - 1987
(Ende Juni 1987. In roter Tinte.)
Der Schülerin gelingt eine bemerkenswert reife,
inhaltlich konzentrierte Analyse, die auch von
eigenständiger stilistischer Gestaltung geprägt wird.
Der Kasusfehler und die orthogr. Unsicherheit dürften einer Beurteilung mit Sehr
gut nicht entgegenstehen
Sehr gut
Nachwort des Elementes - 2005
(Sommer 2005)
*TaschentuchRaushol* *ErschüttertSei* Ich habe immer schon gewusst, dass ich ein von der Geschichte völlig unterbewerteter Vordenker bin!!
Würde ich es heute noch schaffen, in einer kurzen Zeit ohne Google, Rumzappen und Ablenkungen einen vernünftigen Text zu schreiben? Aber: Ist dieser Text vernünftig? Und die Antwort gibt diese Website ja ohnehin...
Nachwort des klugscheißerischen Über-Ichs des Elementes - 2122
(Wahrscheinlich Sommer 2005. Pseudo-lustig in die Zukunft datiert.)
Die Autorin erzeugt durch Verwendung eindringlicher, aber vielleicht doch etwas abgegriffener Metaphern ein Gefühl der Dringlichkeit. Der Arbeit ist durchzogen von der Ernsthaftigkeit und Unerbittlichkeit, die jungen Schreibern eigen ist - wir werden erinnert an den "Schüler Gerber" des jungen Torberg, vermissen aber das tatsächliche Anliegen. Und der geneigte Leser fragt sich: Und was ist hier eigentlich so dringend? Und am Ende entlässt uns Stangl mit dem Ausblick auf eine als düster gezeichnete Zukunftsoption, die faktisch als Positivum formuliert wird.
Was also können wir heute daraus lernen - von einem tiefen Einblick in die Seele der "Generation X" bzw. ihrem altklugen, sich als intellektuell verstehenden Teil? Z.B.: Dass es uns nicht wundern muss, wenn diese Generation unstet ihren Weg durch das Leben sucht und in der objektiven Fülle unterschiedlichster Arbeits- und Lebensentwürfe keine Erfüllung findet? Dass diese Generation in ihren intellektuell glanzvollsten Ausprägungen zeitgeistige Pop-Literatur mit sarkastischen Untertönen hervorbringt? Wir denken an Douglas Coupland (Generation X), ohne die seine Bücher durchwebende hoffnungsvolle Liebe zu seinen Figuren der Generation X zu bemerken. Dann vielleicht eher doch: Florian Illies (Generation Golf) und Scott Adams (Dilbert-Cartoons)
Zu guter Letzt - undatiert
(Das Datum ist so unklar wie der Sinn dieses Abschnittes)
;-)))))
(Das gab es 1987 noch nicht)
Aber schrieb Scott Adams nicht auch: God's Debris?
Good-bye and thanks for the fish (Douglas Adams)
Persönliche Website von Elke Stangl, Zagersdorf, Österreich, c/o punktwissen.
elkement [ät] subversiv [dot] at. Kontakt
Die Maturaarbeit des Elementes (Abitur: für die Bundesdeutschen Leser). Alte Deutsche Rechtschreibung.